TEUFLISCHE BRÜSTE

Originaltitel DEADLY WEAPONS
   
Land und Jahr USA 1973
   
Regie Doris Wishman
Drehbuch J. J. Kendall
Kamera Juan Fernandez
Musik Picture Scores
Special Effects B & O Film Effects
   
Darsteller Chesty Morgan, Greg Reynolds, Harry Reems, Saul Meth, Phillip Stahl u. a.
   
deutsche Erstaufführung 12.07.1974
Verleih Nobis
Format 1:1,85
Laufzeit 72 Minuten (= 1963 Meter, deutsche Kino-Version); Originallänge 74 Minuten
Home-Entertainment

Video:
VMP.
DVD:
Something Weird Video/Image Entertainment, USA;
Siren DVD, Großbritannien (zusammen mit DOUBLE AGENT 73 [aka EIN SUPERHEISSES DING] als "Double Disc Special Edition Set - The Doris Wishman Collection Volume 1).

 

Chrystal (Chesty Morgan) führt ein beschauliches Leben. Zusammen mit ihrem Freund Larry bewohnt sie ein nettes Häuschen in einer biederen Vorortsiedlung. Ihre kleine Welt ist heil, friedlich, schön und ihr Riesenbusen (184!!!) ist Larrys größte Freude. Einzig die Tatsache, dass Larry in krumme Geschäfte verwickelt ist, über die Chrystal allerdings nicht ganz so genau Bescheid weiß, trübt das Glück ein wenig. Doch damit soll jetzt endlich Schluss sein. Nur noch ein Super-Coup, dann will Larry die kriminelle Karriere an den Nagel hängen und sich nur noch seiner kleinen Frau widmen.

Leider kommt alles ganz anders. Larry hat die Rechnung ohne den Boss gemacht, einen geheimnisvollen Strippenzieher, der aus dem Hintergrund die Puppen nach seinen Wünschen tanzen lässt. Als er von Larrys Ambitionen erfährt, schickt er zwei seinen besten Killer los, die ihm gnadenlos das Lebenslicht auslöschen. Chrystal wird zufällig Zeugin der Tat, die sie durchs Telefon mitanhören muss. Von Trauer überwältigt beschließt sie, sich auf eigene Faust auf die Suche nach den Mördern zu machen. Leider hat sie nur zwei Anhaltspunkte: die Hotels, in denen die beiden Dunkelmänner unterschlüpfen wollen und den Spitznamen eines der Gangster, "Captain Hook".

Ihr erster Weg führt sie nach Las Vegas. Nachdem sie sich im Hotel erfolglos nach einem Mr. Hook erkundigt hat, heuert sie in einem Striplokal an. Chrystal erhofft sich dadurch, den geheimnisvollen Mr. Hook durch Zufall zu treffen. Der wahnwitzige Plan gelingt! Hook, der eine Augenklappe trägt, ist gleich fasziniert von den überirdischen Ausmaßen Chrystals. Auf dem Zimmer geht dann alles sehr schnell. Chrystal betäubt den Mörder mit einem Spezialcocktail und entledigt sich dann ihres BHs. Mit einem bösen Lächeln legt sie sich auf den Hilflosen und erstickt ihn zwischen ihren Melonen. Das Sterben dauert sehr lange und Chrystal genießt jede Sekunde.

Ihre nächste Etappe ist das Belmore Hotel in Miami. Dort hofft sie, ihre Mission zu beenden. Von Hook hat sie den Namen des Gehilfen erfahren. Somit ist es für sie kein Problem, diesen in die Falle zu locken. Ein wenig Chloroform auf den Busen gegossen und schon befindet sich Tony auf Wolke 7. Einer bösen Mutter gleich schmiegt sie sich nun an den Verlorenen und drückt ihm die Luft aus dem Leib. Der böse Bube sinkt tot auf das Bett. Chrystal kann nach Hause fahren.

Doch die Schrecken haben kein Ende. Als sie sich bei ihrem gütigen Vater von den Strapazen der Reise erholen will, muss sie die fürchterlichste Entdeckung ihres Lebens machen.

Bei ihrer Geburt konnte noch niemand ahnen, dass dem polnischen Mädchen Lillian Wilczkowsky einmal eine Karriere in der Welt des Films bevorstehen würde. Lillians Kindheit verlief alles andere als harmonisch. Nachdem ihre Eltern in den Kriegswirren ums Leben gekommen waren, wuchs die Kleine in einem Waisenhaus auf. Dort erlebte sie auch das Kriegsende. Ihre Jugendjahre verliefen recht freudlos. Lillian war ein stilles und unauffälliges Mädchen. Erst in der Pubertät geschah Unglaubliches. Ihr Busen wuchs und wuchs und wuchs. Er wollte gar nicht mehr aufhören zu wachsen, bis der Umfang schließlich stolze 1,84 Meter betrug. Von nun an ging es Schlag auf Schlag. 1958 wanderte sie mit ihren zwei Tanten nach Israel aus und suchte sich einen Job als Krankenschwester. Sie traf einen amerikanischen Touristen, verliebte sich in ihn und folgte ihm nach Amerika. Leider verstarb ihr Gatte schon 1965, so dass sie gezwungen war, ihre Kinder allein zu erziehen. Um ihnen eine gute Ausbildung zu ermöglichen, entschloss sich die Witwe zu einem folgenschweren Schritt. Sie wurde Stipperin um aus ihrem Körper Kapital zu schlagen. Ruhm und Geld folgten.

Die immer auf der Suche nach einem Knüller umherwuselnde Filmproduzentin Doris Wishman wurde durch Zufall auf das polnischen Busenwunder aufmerksam. Ein Brustumfang von 1,84! Damit ließ sich etwas anstellen. Schnell hatte die Meisterin der bizarren Ideen einen Film ersonnen, wie es ihn noch nie gegeben hatte. Die Grundidee der liebenden Frau, welche die Mörder ihres Freundes zwischen ihren Brüsten erdrückt, war wirklich neu und sorgte dafür, dass Wishman den Film in alle Welt verkaufen konnte. Auch in Deutschland war TEUFLISCHE BRÜSTE eine Sensation. Der Film lief nicht nur in den Bahnhofkinos. Das Publikum reichte vom Schmuddelopa bis zum Jungintellektuellen. "Hast Du schon gesehen? Die erstickt die Kerle zwischen ihren Brüsten!!!" Die Mund-zu-Mund Propaganda zog und die Kassen klingelten.

TEUFLISCHE BRÜSTE ist sicherlich Doris Wishmans erfolgreichster Film. Er hätte ihre Altersversorgung darstellen können, doch leider machte Frau Wishman in den frühen 80er Jahren den größten Fehler ihres Lebens. Damals gelang es einem "Fan", ihr die Rechte sämtlicher Filme für ein paar Mark abzukaufen. Zunächst glaubte sie, einen guten Deal gemacht zu haben. Schließlich waren ihre Werke in der Zeit vor dem Videoboom echte Ladenhüter und lagen wie Blei in den Regalen. Dazu kamen die jährlich zu entrichtenden Lagergebühren für die Negative, die Wishman langsam über den Kopf wuchsen. Dann jedoch kam Video. Leider war sie ihre Filme da aber schon los. Sie erschienen jetzt alle exklusiv bei der amerikanischen Firma "Something Weird". Schnell entwickelten sie sich zu Bestsellern im Programm und mittlerweile erscheinen Wishmans Filme sogar auf DVD. Leider hat Doris W. davon überhaupt nichts. Wird sie heute auf "Something Weird" angesprochen, weigert sie sich darüber zu reden.

Doch genug der traurigen Geschichten. TEUFLISCHE BRÜSTE ist voll von wunderbaren Szenen. Besonders Chestys Aufenthalt in der viel zu kleinen Badewanne oder die idyllische Frühstücksszene bleiben im Gedächtnis haften. Wenn Chesty im Negligé ihrem Larry den Kaffe serviert, dann steht die Zeit still. Nicht zu vergessen sind auch die beiden unglaublichen Stripszenen, die einen guten Eindruck davon vermitteln, wie ihre Bühnenshow ausgesehen haben mag. Zudem sind dies auch die einzigen Momente, in denen Chesty halbwegs lebendig wirkt. Ansonsten schlafwandelt sie eher durch den Film. Ihre beste schauspielerische Leistung vollbringt sie in einer herzzerreißenden Szene, in der sie sich an die glücklichen Tage mit Larry erinnert. Chesty steht in einem vor lauter Hässlichkeit schon wieder schönen Kleid am Fenster und blickt in Nichts. Tränen kollern auf ihren Busen und in Rückblenden sehen wir Larry, in einer sehr gewagten weißen Badehose, mit seiner Chrystal am Pool herumturteln. Chesty trägt einen roten Bikini und muss sehr Acht geben, nicht Übergewicht zu bekommen und im Wasser zu versinken.

Wie gewohnt hat auch dieser Wishman-Film einen ausgezeichneten Soundtrack und eine sehr wackelige Handkamera. Der Schnitt ist typisch Wishman: komplett mit absurden Zwischenschnitten und unscharfen Aufnahmen. Ein Filmdelirium der Güteklasse A und ein Werk, welches man mit Worten nicht beschreiben kann. Ein Film, den man nicht vergisst.

Weiter ging es mit Chesty und Doris ein Jahr später mit dem noch besseren EIN SUPERHEISSES DING. Und das, obwohl sich Doris und Chesty eigentlich überhaupt nicht gut verstanden hatten ("Chesty hatte unglaubliche Starallüren!"). Aber was soll´s. Der Rubel musste rollen.

Viva Doris Wishman! Viva Chesty Morgan!

© by HEINZ KLETT

 

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