FRANKENSTEINS KAMPF GEGEN DIE TEUFELSMONSTER

Originaltitel GOJIRA TAI HEDORA
Alternativtitel

GODZILLA VS. THE SMOG MONSTER (USA)
GODZILLA VS. HEDORA (britischer Video-Titel)
SATANS CREATUUR (niederländischer Video-Titel)
GODZILLA VS. HEDORAH - SATANS CREATUUR (niederländischer Video-Titel)
GODZILLA KONTRA HEDORA (Polen)

   
Land und Jahr Japan 1971
   
Regie Yoshimitsu Banno
Produktionsfirma Toho Co. Ltd.
Produktion Tomoyuki Tanaka
Drehbuch Yoshimitsu Banno & Kaoru Mabuchi [= Takeshi Kimura]
Kamera Yoichi Manoda
Schnitt Yoshitami Kuroiwa
Musik Riichiro Manabe
Ausstattung Yasuyuki Inoue
Special Effects Teruyoshi Nakano & Takesaburo Watanabe
Special Effects Regieassistenz Koichi Kawakita
Optische Special Effects Yukio Manoda
US-Version
Produktionsfirma AIP
Produktion Samuel Z. Arkoff
Synchronisations-Regie Salvatore Billiteri
Songtext Adryan Russ ("Save the Earth")
   
Darsteller Akira Yamauchi (Dr. Yano), Hiroyuki Kawase (Ken), Toshie Kimura (Yanos Frau), Tohio Shibaki (Yukio Keuchi), Keiko Mari (Miki Fujiyama), Haruo Nakajima (Godzilla), Kengo Nakajama [= Kenpachiro Satsuma] (Hedorah) u. a.
   
deutsche Erstaufführung 10.12.1971
Verleih Constantin
Format 1:2,35 (Tohoscope)
Laufzeit 85 Minuten (deutsche Kino-Version); Originallänge: 85 Minuten
Home-Entertainment Video:
VPS;
Carlton Home Entertainment, Großbritannien;
VML, Niederlande.
DVD:
Best Entertainment.
Super-8:
UFA-ATB (240 Meter).

 

Mit dem Ende der 60er-Jahre schien die große Zeit des japanischen Monsterfilms vorerst vorbei zu sein. Der Sprung ins neue Jahrzehnt war für die GODZILLA-Reihe des TOHO-Filmstudios durch einige grundlegende personelle und inhaltliche Veränderungen gekennzeichnet.

Erstellte Trick-Legende Eiji Tsuburaya die Spezialeffekte für den ersten GODZILLA-Film (1954) bis hin zum schwachen GODZILLA'S REVENGE (ORU KAIJU DAI SHINGEKI) aus dem Jahre 1969, so übernahm nach seinem Tod im gleichen Jahr Assistent Teruyoshi Nakano die Leitung der Effektabteilung. Auch auf Seiten der Darsteller gab es einige Neuerungen. Wie schon im letzten Film, so spielte ebenfalls beim ersten GODZILLA-Beitrag der 70er-Jahre, FRANKENSTEINS KAMPF GEGEN DIE TEUFELMONSTER, ein Kind eine der Hauptrollen. Mit dieser Entscheidung wollten die Verantwortlichen ein deutlich jüngeres Publikum ansprechen. Außerdem verzichtete man auf altbekannte Gesichter aus der TOHO-Monsterriege und besetzte stattdessen GOJIRA TAI HEDORAH, so der japanische Originaltitel, mit unbekannteren Darstellern.

Die Regie wurde dem Genre-Neuling Yoshimitsu Banno übertragen, der schon in den 60er-Jahren an den Kurosawa-Filmen DAS SCHLOSS IM SPINNWEBWALD, NACHTASYL, DIE VERBORGENE FESTUNG und WARUI YTASU HODO YOKU NEMURU (aka THE BAD SLEEP WELL) beteiligt war, aber bis zu diesem Zeitpunkt noch keinen Film selbst inszeniert hatte. Und der 1931 geborene Banno führte die Serie um den radioaktiven Dinosaurier dann tatsächlich in eine völlig neue Richtung und schuf den wahrscheinlich beachtenswertesten GODZILLA-Film der 70er-Jahre.

Wie viele Industriestaaten der Welt erkannte auch Japan, dass die stetig zunehmende Industrialisierung zwar zahlreiche Erleichterungen im Alltag brachte, aber ebenso große Probleme verursachte. Die Verschmutzung der Umwelt war in den Jahren 1970/71 ein aktuelles und heiß diskutiertes Thema. Die Auswirkungen bekamen alle deutlich zu spüren, denn die Großstädte litten erheblich unter der Einwirkung von Smog, was zu einer zunehmenden gesundheitlichen Belastung der Bevölkerung führte.

Banno griff das Motiv der Umweltverschmutzung für FRANKENSTEINS KAMPF GEGEN DIE TEUFELMONSTER auf, und so beginnt sein Beitrag zur GODZILLA-Reihe gleich mit einem Müllteppich an Japans Küste und rauchenden Schloten, die ihren Dreck in die Atmosphäre blasen. Der Meeresbiologe Dr. Yano beobachtet die Verseuchung schon länger und macht sich Sorgen. Als ihm eines Tages ein Fischer eine Art Kaulquappe bringt und erzählt, er würde außer mutierten Fischen und eben diesen Kaulquappen nichts ins Netz bekommen, scheinen sich die Befürchtungen zu bestätigen. Zur Beunruhigung trägt auch die Fernsehmeldung von der Zerstörung zweier Schiffe bei, für die ein seltsames Meerestier vermeintlich verantwortlich ist.

Beobachtet von seinem Sohn Ken (dessen Sammlung von Monsterfiguren jeden Fan neidisch macht) begibt sich der Forscher auf einen Tauchgang. Der Junge sieht plötzlich ein Wesen auf sich zuschwimmen, das unvermittelt zum Sprung ansetzt, ehe es wieder unter Wasser verschwindet und Dr. Yano begegnet. Kens Hand wird durch den ätzenden Schlamm der Kreatur verletzt und auch sein Vater gerät in Gefahr. Er erleidet Verätzungen an der rechten Gesichtshälfte.

Auf dem Krankenbett lässt die Geschichte den Wissenschaftler nicht ruhen. Als er die seltsame Kaulquappe des Fischers untersuchen will, muss er feststellen, dass sie vollkommen ausgetrocknet und zerbröselt ist. Dr. Yano wirft zwei der kleinen Bröckchen in ein Gefäß mit Meerwasser und prompt beginnen diese wieder zu leben. Und was noch sensationeller ist: Beide verschmelzen zu einem gemeinsamen, größeren Wesen. Dies führt zu der Theorie, dass das Monstrum, welches Dr. Yano verletzt hat, aus unzähligen dieser kleineren Kreaturen besteht und somit unaufhörlich wachsen kann.

Und das Monstrum wächst tatsächlich. Während der mit den Yanos befreundete Yukio in einem psychedelischen Club dem Alkohol (und wohl auch anderen Rauschmitteln) frönt und seine Herzdame Miki während ihres Gesangsauftritts bewundert, steigt das Ungeheuer an Land, um ebenfalls seine Sinne benebeln zu lassen. Was ist da besser geeignet als rauchende Kaminschlote, die allerlei Giftstoffe freisetzen?

Schon bald wird das Umweltmonster - mittlerweile mit dem Namen "Hedorah" bedacht - augenscheinlich sehr träge und möchte sich dem Delirium hingeben. Doch das plötzliche Erscheinen von Godzilla verhindert weiteren Rauchkonsum. Es folgt ein Kampf, bei dem Godzilla Hedorah dermaßen herumwirbelt, dass sich große Klumpen Giftschleim in der Stadt verteilen. So landet eine Ladung genau dort, wo Yukio gerade rauschmittelbedingte Halluzinationen hat. Er sieht seine Mitmenschen mit Fischköpfen. Im Club erleidet aber glücklicherweise niemand ernsthafte Verletzungen. Selbst eine junge Katze überlebt den fiesen Matschangriff. Schlimmer ergeht es da eine Gruppe von Männern, die während ihres Spielabends vom giftigen Hedorah-Schlamm getroffen werden. Sie überleben die Attacke nicht.

Nach einigem Gerangel kann Godzilla seinen Gegner vorerst vertreiben, doch das ist nur von kurzer Dauer.Eine erneute Verwandlung gibt dem Ungeheuer nun ungeahnte Flug-Fähigkeiten. Beim Düsen durch die Lüfte setzen sich allerdings giftige Dämpfe frei, welche einige unglückliche Japaner binnen Sekunden zu Skeletten machen. Selbst die Fische in Dr. Yanos Aquarium werden später so enden.

Yukio und seine jungen Freunde befürchten das Ende der Welt. Deshalb wollen sie feiern und glücklich sein, solange das noch möglich ist. Ein Fest am Fujiyama scheint genau das Richtige zu sein, und so versammeln sich schon bald unzählige Jugendliche am Fuß des Vulkanberges, um bei Lagerfeuern und Musik die Sorgen zu vergessen.

Dr. Yano konnte inzwischen eine Methode zur Vernichtung von Hedorah entwickeln. Das Monster soll zwischen zwei riesige Elektroden gelockt und durch Starkstrom ausgetrocknet werden. Als die Vorbereitungen auf Hochtouren laufen erscheinen Godzilla und Hedorah am Fujiyama und führen einen erneuten Kampf. Dabei stellt sich heraus, das Hedorahs Kraft enorm zugenommen hat. Auch beherrscht das Ungeheuer einen neuen Kniff. Es kann einen Vernichtungsstrahl abfeuern. Godzilla gerät ob der Stärke seines Gegners in arge Schwierigkeiten. Die Jugendlichen wollen helfen und einige von ihnen bewerfen Hedorah mit Fackeln. Das bezahlen sie prompt mit dem Leben.

Als Godzilla kurzzeitig außer Gefecht ist, nähert sich Hedorah der ihm gestellten Falle. Die dusselige Armee ist leider nicht in der Lage, Yanos Elektroden rechtzeitig in Betrieb zu nehmen. Der Plan scheint zu misslingen, doch glücklicherweise ist Godzilla zur Stelle. Mit seinem radioaktiven Atem setzt er die Elektroden in Gang und Hedorah beginnt auszutrocknen. Trotz der Schwächung unternimmt das Monster aber noch einen Fluchtversuch. Es fliegt davon, was Godzilla veranlasst, besonders tief in die Trickkiste zu greifen. Mittels seines Atomstrahls erhebt er sich ebenfalls in die Luft (!) und holt Hedorah ein. Sofort geht die Reise zurück zu Dr. Yanos Wunderwaffe, wo Hedorah nun vollkommen zerpflückt und ausgedörrt wird. Die Stücke einzusammeln liegt dann bei der Armee. Godzilla zieht nach erfolgreichem Kampf von dannen, doch im verschmutzten Wasser der Bucht von Tokio taucht erneut ein seltsames Wesen auf ...

Soviel zur Handlung von FRANKENSTEINS KAMPF GEGEN DIE TEUFELMONSTER, der bei genauerem Hinsehen gar nicht so infantil daherkommt, wie es Produzent Tanaka vielleicht gern gesehen hätte. Dass dieser während der Fertigstellung des Films im Krankenhaus weilte und somit weniger Einfluss nehmen konnte, ist im nachhinein sicher als Glücksfall zu bewerten. Tanaka soll mit dem Endergebnis gar nicht zufrieden gewesen sein, aber da war es für Änderungen wohl zu spät. Sicherlich ist aber der Unmut des Produzenten der Grund, dass Regisseur Yoshimitsu Banno nur diesen einen Film zur GODZILLA-Reihe beisteuern durfte.

Dabei zollt Banno dem Original von 1954 sogar Respekt. Ganz klar ist der (zumindest zeitweilig) einäugige Dr. Yano ein Verweis auf den eine Augenklappe tragenden Dr. Serizawa aus dem Ur-GODZILLA. Gleiches gilt auch für die skelettierten Fische, welche in einer Schlüsselszene des Originals eine Rolle spielen. Außerdem zeigt Banno als erster GODZILLA-Film seit 1954, wie einige Unglückliche auf drastische Weise zu Tode kommen.

Was die Rolle des Kindes angeht, so ist der kleine Ken für den Fortgang der Handlung nur bedingt wichtig. Der Junge mischt zwar immer irgendwo mit, wirkt aber dabei niemals zu altklug oder nervig, ganz im Gegensatz zu dem Sprössling des Vorgängerfilms. Banno versucht nicht, einen vorlauten Mini-Professor zu zeigen sondern vielmehr ein ganz normales Kind.

Regisseur Yoshimitsu Banno, der seine Film-Karriere in den 60er-Jahren bei der TOHO begonnen hatte, erstellte 1970 bei der Weltausstellung in Osaka die "Halle der Zukunft". Für das von MITSUBISHI finanzierte Projekt setzte er verschiedenste Bild- und Toneffekte ein und arbeitete mit Bildwänden, die aus mehreren Fernsehschirmen bestanden. Die Erfahrungen der Weltausstellung flossen dann auch in seinen GODZILLA-Film ein.

Immer wieder wird die eigentliche Handlung durch kurze Trickfilme unterbrochen, die auf einfache Art die Folgen der Umweltzerstörung und Hedorahs Werdegang erklären. Eine Sequenz fällt dabei besonders ins Auge. Diese zeigt als Zeichentrick-Animation Passanten mit Staubmasken. Zwei Frauengesichter stehen sich einander gegenüber, aus denen Silhouetten entstehen, die sich ineinanderschieben. Das Gebilde wird zu einem markierten Gebiet auf einer Landkarte, was den Zuschauer schließlich wieder ins eigentliche Filmgeschehen bringt. Auch findet die Multi-Bildschirm-Idee Verwendung, denn der sichtbare Bereich gliedert sich teilweise in unzählige kleine Einzel-Bildschirme verschiedenen Inhalts auf. [Anm.: Vergleiche hierzu die Bonus-Bild-Galerie.]

Solche visuellen Einfälle sind in FRANKENSTEINS KAMPF GEGEN DIE TEUFELSMONSTER häufig zu finden und machen das Werk zu einem abwechslungsreichen und innovativen GODZILLA-Beitrag. Banno hat einen ungewöhnlichen Weg gewählt. Mit beeindruckender Kreativität greift er im Rahmen eines vermeintlichen Kinderfilms aktuelle Problematiken auf und stellt die ohne Rücksicht auf Verluste voranschreitende Industrialisierung mit all ihren negativen Folgen zur Diskussion.

In einem Interview gab Banno seinerzeit an, sich besonders mit den Filmen des italienischen Mondo-Regisseurs Gualtiero Jacopetti - insbesondere mit AFRICA ADDIO - beschäftigt zu haben. [Anm.: Mehr zum Mondo-Film in der Besprechung zu DAS IST AMERIKA - TEIL 2] Dabei sei ihm der afrikanische Kontinent als moderne Problemzone ins Bewusstsein gekommen, weshalb er gerne einen weiteren Hedorah-Film gedreht hätte, der in Afrika spielen sollte. Das Projekt kam aber leider nie zustande. In dem 1974 gedrehten WELTKATASTROHE 1999?, bei dem Banno am Drehbuch mitarbeitete und auch die Co-Regie übernahm, ist der Einfluss Jacopettis deutlich zu erkennen.

Was die Darsteller der Monster angeht, so war es für Haruo Nakajima mittlerweile der 11. Auftritt als Godzilla. Er verkörperte das Ungeheuer seit dem ersten Film der Serie und agierte zudem in unzähligen weiteren TOHO-Monsterkostümen. Ganz anders verhielt es sich mit Kengo Nakajama, der Mann im Anzug von Hedorah (in der deutschen Synchronisation übrigens "Hydrox" genannt), welcher hier sein monstermäßiges Leinwand-Debüt gab und arg unter der höllisch schweren Verkleidung zu leiden hatte. Dies hielt ihn jedoch nicht davon, weitere "große" Rollen zu übernehmen. Unter dem Namen Kenpachiro Satsuma trat er dann ab 1984 in die Fußstapfen Haruo Nakajimas und spielte sieben Mal den grünen Saurier-Giganten Godzilla.

Durch seine formalen Qualitäten ist FRANKENSTEINS KAMPF GEGEN DIE TEUFELSMONSTER bis dato einer der ungewöhnlichsten Monsterfilme Japans und innerhalb der GODZILLA-Reihe einer der stärksten Beiträge. In den folgenden Jahren entstanden hauptsächlich Werke, welche dem "Kaiju Eiga" (Japanisch für "Monsterfilm") zu seinem schlechten Ruf verhalfen. So begab sich Godzilla dann auch 1975 in eine Ruhepause, um erst 1984 gut erholt wieder auf der Bildfläche zu erscheinen. Und mit mittlerweile 26 Filmen scheint ein Ende der GODZILLA-Reihe vorerst nicht absehbar.

© by INGOJIRA

 

 

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