DIE TODESGÖTTIN DES LIEBESCAMPS

Originaltitel LOVE CAMP
   
Land und Jahr Bundesrepublik Deutschland 1981
   
Regie Christian Anders
Produktionsfirma Chranders [= Christian Anders]
Drehbuch Christian Anders
Kamera Vassilis Christomoglou
Schnitt Renate Engelmann
Musik Christian Anders
   
Darsteller Laura Gemser, Christian Anders, Sascha Borysenko, Gabriele Tinti, Simone Brahmann, Maximilian Wolters u. a.
   
deutsche Erstaufführung 10.04.1981
Verleih Avis/Film-Allianz
Format 1:1,33
Laufzeit 88 Minuten (= 2177 Meter, deutsche Kino-Version)
Home-Entertainment Video:
Carina/Heimfilm.

 

"Peace can be yours if you give yourself to love."

(Original-Textzeile des Titelsongs)

 

Christian Anders, heutzutage besser bekannt unter seinem Gurunamen Lanoo, war schon immer ambitionierter, als die meisten seiner Kollegen aus der Schlagerbranche. Sein Lebenswerk ist durch unvergessliche Melodien ("Es fährt ein Zug nach nirgendwo") ebenso geprägt wie durch seine schriftstellerischen Ergüsse ("Il Gobbo - und der Teufel pfeift sein Lied" oder auch sein Fachbuch zur Heilung von AIDS).

Christians Künstlername war von Anfang an Programm, denn anders wollte er schon immer sein. Christans großes Ziel war es, endlich seine Träume ausleben zu können. Und weil sich jeder kleine Junge einmal wünscht, im Film gegen feindliche Cowboys oder Ritter zu kämpfen und den Drachen zu erschlagen, legte der wohlhabende Schmusesänger irgendwann sein Erspartes zusammen, schrieb Drehbücher und inszenierte zwei wunderbare Filmwerke, in denen er natürlich auch die Hauptrolle spielte. Jetzt konnte er nach Herzenslust die bösen Buben verprügeln und schöne Frauen retten. Da Christian auch ein Meister asiatischer Kampfkünste ist, durften in beiden Filmen Martial Arts-Sequenzen von unerbittlicher Härte nicht fehlen.

Leider konnte auch eine gigantische Werbemaschine weder DIE BRUT DES BÖSEN noch DIE TODESGÖTTIN DES LIEBESCAMPS in die Kinohitparaden katapultieren. Da half auch ein Auftritt im GROSSEN PREIS nichts, bei dem Christian den schwierigsten Stunt aus der BRUT nachspielte. Wim Thoelke war sehr beeindruckt und Christian musste mit Walter Sparbier die Gewinnlose der Lotterie ziehen.

Nachdem sein größter Traum wie eine Seifenblase zerplatzt war, zog er sich enttäuscht in die Schmollecke zurück und mutierte kurze Zeit später in den Staaten zum Guru.

Die deutschen Fans erlebten ihn erst vor ein paar Jahren wieder bei großartigen Aktionen, z. B. anlässlich der Verhaftung seines Bruders. Um dessen Unschuld zu bekunden, kettete sich Anders nackt an das Tor des Gefängnisses. Leiden Christi im Adamskostüm. Genutzt hat's nichts.

Kürzlich stürmte er bei einem AIDS-Kongress die Bühne und beschuldigte die versammelten Ärzte einer Weltverschwörung. Sie hätten das Virus im Rahmen eines großangelegten Menschenexperiments unter die Leute gebracht. Ja, anders sein, das will Christian auch heute noch.

Bedenkt man seine Gurukarriere ist TODESGÖTTIN beinahe als Zukunftsvision zu sehen. Christian ist Dorian, der Lieblingsjünger der "Göttlichen" (natürlich Laura Gemser), der in ihrem Auftrag neue Anhänger für ihr Liebescamp rekrutiert. Die "Göttliche" verlangt von ihren Jüngern absoluten Gehorsam und wer das Camp verlassen will, wird von ihrem monströsen Leibwächter Tanga (Sascha Borysenko) ins Jenseits befördert. Als sich Dorian in die Senatorentochter Patricia (Simone Brahmann) verliebt, steuert die Liebeskomune auf die Katastrophe zu.

DIE TODESGÖTTIN DES LIEBESCAMPS ist einer der Filme, deren Qualitäten durch eine Nacherzählung des Inhalts nicht zu vermitteln sind. Es sind vielmehr einige unglaubliche Musical-Nummern und Kabinettstückchen, wie eine derbe Entjungferungsszene, die den Film unvergesslich machen. Anders schauspielerische Leistung, seine Blicke, die Frisur... - dies alles brennt sich unauslöschlich ins Hirn des Betrachters.

Und über allem thront die wundervolle Laura Gemser. Sie ist die Idealbesetzung, die Göttliche, und wirklich die einzige Schauspielerin im ganzen Film. Wenn Laura fast nackt ein weißes Pferd besteigt und unter dem Jubel ihrer Anhänger ins Camp reitet, dann möchte man selbst ihrem Zauber erliegen und sich in die Reihen der Verblendeten einreihen.

© by HEINZ KLETT

 

Die auf dieser Domain veröffentlichten Filmbesprechungen haben rein filmjournalistischen Charakter. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken, sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Das Copyright liegt bei den Autoren.

Filmarchiv     Filme von A - Z